29/03/2022
Marianne: Johann, wenn ich heute an die Person denke, die ich noch vor einigen Jahren war, dann ist das für mich ein völlig fremder Mensch. Weißt du, als wir vorhin miteinander geschlafen haben, hatte ich das Gefühl, es mit einem Fremden zu machen. Ist das nicht komisch? Also, wenn ich ehrlich sein soll, ist es ziemlich aufregend gewesen.
Du? Eines Tages sind wir vielleicht ganz gute Freunde. Langsam lernen wir uns so kennen, wie wir in Wirklichkeit sind. Wir wären nicht mehr so furchtbar...
Johan: ...furchtbar was?
Marianne: So fürchterlich maskiert.
Johan: Maskiert?
Marianne: Wenn wir uns nur als die Menschen kennenlernen könnten, als die wir von Natur aus bestimmt waren...und nicht versuchen würden, alle möglichen Rollen zu spielen, die irgendwelche Mächte uns zuteilen.
Johan: Unmöglich. Das Maskieren beginnt bereits in der Wiege. Und man wird es sein ganzes Leben nicht mehr los. Es ist unmöglich, sich selbst zu finden, wie du behauptet hast.
Marianne: Das ist einfach nicht wahr. Johann, ich lebe jetzt ein ehrlicheres Leben, als ich es jemals zuvor getan habe.
Johan: Auch ein glücklicheres?
Marianne: Ach...das ganze Gerede über das Glück ist unsinnig. Das größte Glück für mich ist...ein gutes Mittagessen.
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Wenn wir lesen und schreiben lernen können, wie sieht es dann mit emotionalen Beziehungen aus? Der große schwedische Regisseur Ingmar Bergman entwirrte dieses Konstrukt, das Marianne und Johan gleichermaßen verbindet wie erstickt, in der sechsteiligen Serie "Szenen einer Ehe", ein kleines Meisterwerk aus dem Jahr 1974. Und es ist noch immer aktuell.
Jetzt bis Dezember in der Arte Mediathek! Unbedingt empfehlenswert.