21/09/2024
Wetterwechsel, Kreuzschmerzen, Kopfweh, Fieber, Grippe, der Kater am Morgen danach, seien wir ehrlich: wie oft greifen wir in solchen Fällen zu Ibuprofen, Diclofenac oder ähnlichen Schmerzmitteln? Die meisten dieser „Nicht Steroidalen Antirheumatika“ (NSAR) gibt es in geringerer Dosierung rezeptfrei in der Apotheke. Sie wirken oft gut, sonst wären sie nicht so beliebt. Das ist Fakt. Einige Schmerzpatienten bekommen NSAR auch dauerhaft verschrieben, etwa bei Arthrose-Schmerzen in Knie oder Hüfte und gegen Gelenkschmerzen bei Rheuma. Wenn ich neue Patienten treffe, höre ich oft, dass sie sich jahrelang von NSAR „ernährt“ haben, um wenigstens etwas Schmerz-Linderung zu bekommen, ein Akt der Hilflosigkeit sozusagen. Nutzen und Risiko der Medikamente liegen in der Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase (COX). Es gibt zwei Unterformen dieses Enzyms - die Cyclooxygenase-1 und -2. Sie regulieren Entzündungsprozesse, sind für die Entstehung von Schmerzen verantwortlich, beeinflussen die Blutgerinnung, sind für den Schutz der Magenschleimhaut und der Nieren zuständig. Wird das Enzym gehemmt, werden also gleich mehrere Prozesse beeinflusst.
Soweit so komplex. Hauptproblem im Alltag: NSAR können u.a. zu Magendarmproblemen führen. Von Magenschmerzen bis hin zur Darmblutung ist theoretisch alles denkbar. Besonders gefährdet sind ältere Patienten über 65 Jahre.
Was tun? Einfachste Lösung, die gern oberlehrerhaft verbreitet wird: möglichst ganz auf NSAR verzichten. Oder andere Medikamente wählen. Aus meiner Sicht eine maximal unterkomplexe Antwort, denn wollen wir wirklich auf die guten Seiten dieser Medikamente verzichten? Haben andere Schmerzmittel keine Nebenwirkungen? Sollen Schmerzpatienten nur mit Physiotherapie, Sport und Entspannung ihre Schmerzen kontrollieren?
Mein Tip: Anwendungsdauer und Dosis der NSAR möglichst begrenzen, das „richtige“ Medikament auswählen, den Gesamtkontext des Patienten beleuchten, die schmerzlindernde Wirkung auf mehrere Medikamente verteilen. Und am Ende: fragen Sie Ihre Ärztin, den Arzt oder… ach sie kennen den Spruch.
Ein schönes Wochenende
Ihr Axel Menzebach