20/01/2019
Bedingungen - Herz oder Ego?
Ich hatte vor einiger Zeit schon einmal über die bedingungslose Liebe geschrieben, möchte aber das Thema nochmal aufgreifen.
Wir bestehen aus zwei Teilen, dem Authentischen Ich und dem Ego. Das Authentische Ich kennt keine Bedingungen, da es nur dem Herzen folgt. Es kennt also nur die reine und echte Liebe. Das Ego kommt aus dem Kopf und formt sich hingegen Illusionen. Es sorgt dafür, dass man Gefühle ausschalten kann und sich gegen seine eigentlichen Wünsche entscheidet. Kurz gesagt, man lebt in einer Box. Denn wenn ein anderer Mensch den bestimmten Vorstellungen nicht entspricht und sich nicht ändern möchte, sei es nur wegen einer unwichtigen Kleinigkeit, wird dieser aussortiert, da er nicht ins Bild passt. Das Bild kann durch familiäre Gepflogenheiten, soziale oder kulturelle Regeln, religiöse Ansichten oder auch einfach nur durch die eigene Engstirnigkeit entstehen.
Leider hängen sehr viele Menschen in ihren Strukturen fest. Manche würden gerne das tun, was sie sich wünschen, lassen sich aber fremdbestimmen. Sie folgen teils uralten Weisungen, die schon lange ausgedient haben und trauen sich nicht, aus Mangel an innerer Stärke und aus Angst vor Konsequenzen, daraus auszubrechen. Aber was wären denn die Konsequenzen? Diese fallen, je nach Umfeld, individuell aus. Keiner kann so genau wissen, ob sie tatsächlich so schlimm wären, oder vielleicht doch harmloser als gedacht. Trotzdem schrecken sie so sehr ab, dass man lieber in seiner Box bleibt. Damit leugnet man seine inneren Wünsche.
Dann ist der Wunschpartner/ die Wunschpartnerin halt zu alt oder zu jung, verdient vielleicht zu wenig Geld oder hat nun einmal eine Hautfarbe oder Religion, die nicht ins Bild passt… so what?! Was wäre denn die Alternative? Weitersuchen und am Ende doch alleine sein? Sein eigenes Herz ignorieren? Na, ich weiß nicht.
Aber ich komme nicht umhin, auch die andere Seite zu betrachten. Nämlich die derjenigen, die anderen die Spielregeln vorgeben. Einige werden durch die eigene Erziehung und Erfahrung der Vergangenheit aufgestellt. Es ist schon schlimm, wenn die Familie die Persönlichkeitsentwicklung von Sohn und Tochter blockiert. Denn diese sollen doch ihre eigenen Erfahrungen mit bestimmten Personen sammeln. Man gewinnt oder man lernt. Wie soll man aber lernen, wenn man die Entscheidungen nicht selbst getroffen hat?
Aber noch schlimmer sind die kulturellen Konventionen. Diese fangen ganz oben an und ziehen sich durch die Gesellschaft bis ganz nach unten durch. Sie erklären Menschen, die anders sind, für schlecht oder unwürdig. Sie kontrollieren, schränken ein und lassen keine Außenseiter in ihre Mitte. Aber aus welchem Grund? Reinhaltung der Rasse? -das kannten wir ja schon, trotzdem wird dies in anderen Bereichen weitergeführt.
Und es gibt aber auch diejenigen, die beispielsweise in ihren religiösen Strukturen so festhängen, dass sie glauben, sie wollen diese selbst. Sie denken, dass es keine Bedingung sei, die sie anderen auferlegen, sondern ein Herzenswunsch. Niemand könne ihnen sagen, was sie zu tun oder zu lassen haben, das sei allein ihre Entscheidung. Dabei übersehen sie aber etwas Entscheidendes: Der Grund, warum sie so denken, wurde ursprünglich auch von anderen vorgegeben. Und so denken sie, dass ein „Wenn du das nicht so machst wie ich, dann haben wir keine Zukunft" von ihnen selbst kommt.
So können Menschen ihre Entscheidungen nicht frei treffen. Sie würden sich Ärger einhandeln, ein schlechtes Bild abgeben oder andere würden über sie tratschen.
Dies alles führt dazu, dass man für andere Menschen Bedingungen aufstellt, um sie mit in seine kleine Kiste zu stopfen. Beugt dieser sich den Bedingungen nicht, muss er gehen. Diskussionen oder Kompromisse helfen, und vor allem lohnen sich da leider nicht, es gibt nur entweder oder. Das ist ein harter Schlag für alle, die den anderen so akzeptieren und lieben, genauso wie er ist. Die sich von Herzen für diese Person entschieden haben. Wenn plötzlich suggeriert wird, dass man für eine gemeinsame Zukunft einfach nicht gut genug ist.
Eigentlich sollte jeder wissen, dass dies höchst diskriminierend ist, aber man sucht sich als Rechtfertigung lieber schönere Wörter dafür.
So traurig das auch ist, besonders wenn man dadurch seinen Auserwählten verloren hat, einen entscheidenden Punkt sollte man sich aber ins Gedächtnis rufen: Wahre Liebe kommt aus dem Herzen. Eine an Bedingungen geknüpfte Liebe ist unbeständig und nicht echt. Sie würde nur das Bild des Egos erfüllen.