02/09/2025
🖤 Am vergangenen Sonntag verstarb unser ehemaliger langjähriger Landesvorsitzender Paul Quirin. Wir verneigen uns vor einem großen Menschen, dem wir für sein Wirken immer dankbar bleiben werden 🖤
Ein Nachruf auf sein Lebenswerk:
Paul Quirin: Ein Gestalter mit Herz und Haltung für das Saarland
„Mit Paul Quirin verlieren das Saarland und die Arbeiterwohlfahrt (AWO) einen herausragenden Sozialpolitiker und unermüdlichen Kämpfer für soziale Gerechtigkeit. In mehr als einem halben Jahrhundert Engagement – davon 26 Jahre als Landesvorsitzender der AWO Saarland – prägte sein Wirken als visionärer Pragmatiker das soziale Saarland und entfaltete Wirkung für die Menschen“, bilanziert Marcel Dubois, AWO-Landesvorsitzender, das Lebenswerk von Quirin.
Paul Quirin verband in einzigartiger Weise das unternehmerische Denken mit dem Engagement für gelebte Solidarität. Bereits 1964 trat er in die SPD und die AWO ein. Früh geprägt vom sozialen Gerechtigkeitssinn seines Elternhauses, engagierte er sich zunächst im Personalrat und in der Gewerkschaft, bevor er kommunalpolitisch Verantwortung übernahm: als Bürgermeister von Heusweiler und SPD-Landtagsabgeordneter, wo er sich für den sozialen Wohnungsbau starkmachte. Parallel begann seine Laufbahn im Gesundheitswesen – als Verwaltungsdirektor der Krankenhäuser in Brebach und Völklingen. Später führte er als Geschäftsführer die Saarland-Heilstätten GmbH (SHG) zu einem modernen, leistungsstarken Klinikverbund, unter anderem durch die Gründung des Herzzentrums Völklingen.
Doch sein Lebenswerk blieb bis zuletzt die AWO. In einer Zeit der Krise übernahm er 1986 die Führung des Landesverbandes – aus Überzeugung und Verantwortung. Aus dem Verband formte er ein modernes, leistungsfähiges Sozialunternehmen mit klarer Struktur. Dabei verlor er nie die Grundwerte der AWO aus dem Blick: Solidarität, Toleranz, Gleichheit, Gerechtigkeit und Freiheit.
Unter seinem Vorsitz wuchs die AWO Saarland zum größten Anbieter stationärer Altenhilfe im Land mit 27 Einrichtungen, über 2.100 Pflegeplätzen und einem Investitionsvolumen von rund 160 Mio. Euro. In der Kinder- und Jugendhilfe baute er das „Sozialpädagogische Netzwerk“, heute „AWO Familie“, mit über 170 Angeboten auf. Im Bereich Behindertenhilfe entstanden unter seiner Führung moderne Wohnformen, neue Werkstätten und ambulante Dienste, unter anderem mit dem Verbund für Integration und Bildung. Paul Quirin war Vordenker und Pragmatiker: Ob Kurzzeitpflege, betreutes Wohnen, Sozialraumorientierung oder Inklusion – viele heute etablierte Konzepte trugen seine Handschrift.
Mit Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein formte er die AWO im Saarland mit über 300 Einrichtungen und mehr als 5.000 Beschäftigten zu einem der größten Arbeitgeber im Saarland. Dabei verlor er nie den Menschen aus dem Blick. Für Betroffene hatte er stets ein offenes Ohr. Zahlreiche soziale Angebote wie Frauenhäuser, Obdachlosenhilfe oder Integrationsbetriebe gingen direkt auf seine Initiative zurück. Als überzeugter Internationalist stärkte er die Partnerschaften nach Frankreich und Afrika, etwa durch Hilfsprojekte in Benin oder den Aufbau eines Aids-Waisenhauses. Auch auf Bundesebene wirkte er im AWO-Vorstand, wo er sich für das Vereinsmodell und gegen überbordende Bürokratie in der Pflege einsetzte. Besonders am Herzen lagen ihm Projekte zur Unterstützung von Menschen in akuten Notlagen. So initiierte er 2009 die AWO-Saarland-Stiftung, die Menschen in Notlagen unbürokratisch und schnell half, und er war stets ein starker Partner des Hilfegedankens der AWO-Notschlafstelle und des Solidaritätsmobils für Obdachlose in Saarbrücken-Malstatt.
Paul Quirins Streitbarkeit war stets Ausdruck von Leidenschaft für die Sache. Seine eigene Familie nannte ihn einmal „querköpfig“. Er blieb klar in seiner Haltung und hatte für die sozialen Fragen in der Zusammenarbeit aller in der AWO immer ein offenes Ohr. Er forderte Leistung ein und bot Unterstützung. Sein Führungsstil verband Stärke mit Empathie, sein Denken verband soziale Gerechtigkeit mit unternehmerischem Handeln. Für ihn war die AWO eine Familie – und diese Familie trauert um einen, der ihr Gesicht und Richtung gegeben hat.
Für seine Verdienste erhielt er unter anderem das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Marie-Juchacz-Plakette der AWO und die Freiherr-vom-Stein-Medaille. „Paul Quirin war ein Sozialarchitekt, der das Saarland mitgebaut hat. Sein Erbe lebt in den Einrichtungen, Projekten und Herzen unzähliger Menschen weiter“, sagt der heutige AWO-Landesvorsitzende Marcel Dubois, der 2012 die Nachfolge Quirins übernahm. Die AWO Saarland trauert um Paul Quirin, den Takt- und Impulsgeber einer AWO, auf die er selbst bis zuletzt stolz war, wie er noch bei der 100-Jahr-Feier des Verbandes 2024 sagte: „Es macht mich stolz, armen Menschen zu helfen. Das ist die Aufgabe der Arbeiterwohlfahrt! Ich bin stolz, dass die AWO noch immer nach den Urgrundsätzen unserer Satzung ein sozialer Verband ist, der viel Gutes macht.“
Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Weggefährten. Die AWO Saarland verneigt sich vor einem großen Menschen, dessen Lebenswerk Auftrag und Verpflichtung bleibt.
Zum Nachruf:
www.awo-saarland.de/paul-quirin