
21/09/2025
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𝗪𝗲𝗹𝘁-𝗔𝗹𝘇𝗵𝗲𝗶𝗺𝗲𝗿𝘁𝗮𝗴 𝟮𝟬𝟮𝟱: Und irgendwann saß er da – mit dem Blick eines Menschen, der sich fragt, warum alle anderen seinen Namen kennen.
Er hieß Franz. Früher einmal. Und manchmal wusste er das auch noch. Wenn die Sonne durch die Scheiben fiel und der Kaffee nach Zuhause roch. Dann zuckte ein Lächeln über sein Gesicht, als wäre da noch etwas. Jemand. Er selbst vielleicht.
Alzheimer stiehlt keine Erinnerungen. Es löscht Identität. Schicht für Schicht, Tag für Tag. Und manchmal bleiben nur Gesten, Blicke, das Echo eines alten Liedes.
Und doch. 2025 ist nicht wie früher. Zum ersten Mal verlangsamt ein Medikament den Verlauf: Leqembi. Bluttests erkennen die Krankheit, bevor sie zuschlägt. Bildgebende Verfahren zeigen, was einst im Dunkeln lag. Und irgendwo, in einem Labor in Kopenhagen oder Köln, träumt gerade jemand davon, Alzheimer zu besiegen.
Vielleicht gelingt es. Vielleicht auch nicht. Aber was wir jetzt schon können: früher erkennen, würdevoller begleiten, lauter fordern.
Denn Alzheimer ist nicht nur ein medizinischer Zustand. Es ist eine gesellschaftliche Zumutung. Für Angehörige, für Pflegekräfte, für alle, die sich in 3-Schicht-Systemen abrackern, um einem Namen ein wenig Würde zu bewahren.
Wir forschen. Wir kämpfen. Wir hoffen. Aber Hoffnung allein ist kein System.
Wenn wir ernst machen mit Menschlichkeit, dann braucht es mehr als Medikamente. Dann braucht es Haltung. Nähe. Und eine Gesellschaft, die sich erinnert, bevor andere vergessen.
Weil Pflege mehr ist als Versorgung.
Weil Erinnern mehr ist als ein Akt des Geistes.
Weil ein Blick – manchmal – die letzte Verbindung ist.
Für Franz. Für viele. Für uns alle.