23/11/2025
Dort steht sie – die brennende Kerze.
Entzündet am heutigen Totensonntag.
Sie brennt für all jene Menschen, für die ich in diesem Jahr eine Traueransprache gestalten durfte.
Für Menschen, die ich nicht persönlich kennenlernen konnte.
und die mir dennoch nahegekommen sind –
durch ihre Geschichten, ihre Lebenswege, ihr Vermächtnis.
So verschieden waren ihre Wege.
So einzigartig ihre Spuren.
Sie haben gelebt und gehofft.
Sie haben geliebt und gelacht.
Sie haben gelitten und geweint.
Sie haben gefeiert und getrauert.
Manche wurden erwartet – und mussten dennoch gehen.
Manche erfuhren Grenzen – und haben doch Horizonte überschritten.
Manche lebten ein langes Leben,
manche starben viel zu jung.
Manche haben geheiratet,
manche sind allein durchs Leben gegangen.
Manche haben geglaubt,
manche ihre Träume ausgelebt.
Manche haben Großes bewegt,
manche die Welt bereist,
manche nie ihre Heimat verlassen.
Manche trugen ihre Kinder zu Grabe.
Manche wurden von ihren Eltern beerdigt.
Manche sahen ihre Urenkel lachen.
Manche sahen nie das Licht der Welt.
Manche zogen das große Los,
manche trugen schwer an ihrem Schicksal.
Manche bauten Häuser,
manche verloren alles.
Manche haben unsagbar gelitten,
manche gingen still und friedlich.
Manche besiegten die Krankheit –
und doch sind sie gegangen.
Und all diese Menschen fehlen.
Ich zünde eine Kerze für sie an.
Ein leises Gebet spreche ich für sie.
Wir bleiben, auch wenn SIE gehen.
Wir gehen weiter, auch wenn SIE bleiben –
in unseren Herzen, in unseren Geschichten,
in dem, was sie uns mitgegeben haben.