25/07/2022
Das stimmt.
Und noch etwas wichtiges, auch wenn es pessimistisch gedacht ist:
Im Falle eines sexuellen Übergriffes kann das Opfer sehr viel genauere Angaben machen und so wichtige Hilfe leisten.
„Heute Abend Katzenwäsche: Gesicht, Achseln, Po und Schnecke“, ruft meine Freundin ihrer Sechsjährigen entgegen. „Warum nennst Du die Schnecke nicht beim Namen“, frage ich und ernte ungläubiges Kopfschütteln. „Ja, aber was soll ich denn sonst sagen?“
V***a. Von Anfang an. Und nicht erst im Sachkunde- oder Biologieunterricht. Und selbst da wird zwischen Va**na und V***a oft nicht differenziert.
Wir bringen unseren Kindern von Beginn an bei, wie ihre Körperteile heißen, nur wenn es um die „korrekte“ Bezeichnung ihrer Geschlechtsorgane geht, kneifen wir. Machen einen großen sprachlichen Bogen drum herum. Verniedlichen, wo es nichts zu verniedlichen gibt. Erfinden Begriffe. Oder, wir halten uns an denen fest, die wir auch schon von unseren Eltern gehört haben. Schade. „Irgendwie ist das doch komisch, wenn ich ihr im Vorschulalter sage, dass sie eine V***a hat“, bekomme ich dann öfter zu hören. Nein, überhaupt nicht! Ganz im Gegenteil! Gebe ich den Dingen Namen, ändert sich meine Beziehung zu ihnen. Das wirkt identitätsstiftend und verleiht unseren Genitalien den nötigen Ernst, den sie verdienen. Fehlen uns als Kindern die Worte in Beziehung zu unseren Geschlechtsorganen, fehlen sie uns mitunter später auch in unserer Partnerschaft und/oder in unserem sexuellen Miteinander. Natürlich wissen wir um die zutreffenden Begriffe, nehmen sie aber nicht in den Mund, weil wir es schlicht weg oft nicht gelernt haben. Und sagen dann lieber gar nichts. Oder alles wird zu „untenrum“. Wir teilen uns nicht mit. Zu groß die Scham. Und lassen somit die Chance verstreichen, uns wirklich mit unseren Wünschen und Bedürfnissen zu zeigen und sie klar zu äußern in unserer S*xualität. „Bitte übe mehr Druck auf meine Klitoris aus“ - damit lässt sich schon eher was anfangen. Dafür sollten wir aber von Anfang an offen über unsere Genitalien und deren Bestandteile sprechen. Denn dann kommen wir weg von der Sprachlosigkeit im Bett - hin zu einer wirklichen Kommunikation als Grundlage für ein erfülltes S*xualleben.
Text: Instagram | Foto: Adobe Stock