08/02/2023
Störungen im Heilungsverlauf nach Stürzen, Unfällen, OP´s etc.
Wer auch Wochen/Monate/Jahre nach einem der oben genannten Ereignisse noch mit dessen Folgen (Schmerzen, Funktionseinschränkungen etc.)zu kämpfen hat, obwohl es physiologisch gesehen keinen Grund mehr dafür zu geben scheint und sämtliche therapeutischen Möglichkeiten bereits ausgeschöpft wurden, den möchte ich gerne einladen, sich zu fragen, ob nicht auch eine mentale Komponente infolge des erlebten Traumas ihren Teil zu den anhaltenden Problemen beitragen könnte.
Dieser Teil bleibt häufig unbemerkt, da das auslösende Ereignis von unserem Verstand meist als nicht traumatisierend, harmlos, alltäglich oder womöglich sogar als Lapalie abgetan wird.
Dies ist der meiner Beobachtung nach häufigste Fall, der erst durch das Bewusst-machen aufgedeckt und nachvollziehbar wird.
In manchen Fällen ist es etwas leichter sich auf die Schliche zu kommen, nämlich dann, wenn sich etwa ein Vermeidungsverhalten einstellt. Dies kann sowohl direkt nach dem Ereignis der Fall sein oder sich aber erst Wochen/Monate später zeigen.
Beispielhaft hierfür könnte ein Umgehen des Ortes sein, an dem etwa der Unfall passiert ist oder eine direkte Stressreaktion in Form von Anspannung, erhöhter Herzfrequenz, flacherer Atmung etc., wenn man sich an jener Stelle befindet oder sich ihr nähert, an der das Ereignis stattgefunden hat.
Möglich ist auch eine Art der Amnesie, die den Betroffenen den Hergang vergessen oder nur verwaschen erinnern lässt.
Der Organismus war also in diesem Fall nicht in der Lage, in seinen physiologischen Regulationsprozess zu gelangen oder wurde in diesem nachhaltig behindert und konnte ihn nicht zu Ende bringen.
Die abgespeicherte Energie in Form von Stresshormonen konnte nicht, wie in unserem Organismus ursprünglich angelegt, entladen werden, z.B. in Form von Zittern, Weinen, Schwitzen, sich übergeben etc., sondern
sie verbleibt im Körper und kann somit für den vollständigen Heilungsverlauf essentielle Stoffwechselprozesse verlangsamen oder sogar komplett blockieren.
Dies ist auch dann möglich, wenn man etwa nach dem Ereignis mit starken Schmerzmitteln „abgeschossen“ oder womöglich direkt in Vorbereitung einer OP narkotisiert werden musste. Auch soziale Umstände wie Scham, weil andere Menschen sich im direkten Umfeld befinden, können uns dazu bewegen, den natürlichen Entladungsmechanismus zu blockieren.
In der therapeutischen Nachbehandlung geht es nun darum, durch Zusammenarbeit mit dem Körper diesen physiologischen Regulationsprozess zu reaktivieren und ihn zu Ende zu bringen.
Damit erlauben wir Körper und Psyche das Erlebte zu integrieren, die Heilung zu vollenden, Traumafolgen zu vermeiden und sogar gestärkt daraus hervor zu gehen.