03/06/2024
Von unsichtbaren Gitterstäben begrenzt tigert er auf und ab. Klein ist der Käfig. Geschmiedet von seiner Bindungsangst.
Er hat fast alles, was er will. Ist jung, schön und mehr als wohlhabend. Nicht einmal arbeiten muss er, wenn er nicht will.
Viele wollen ihn. Er könnte sich die Schönste von allen aussuchen. Aber sobald es näher wird, wächst seine innere Mängelliste.
Und im ersten gemeinsamen Urlaub lässt er von jetzt auf gleich alles stehen und liegen. Und ist weg. Immer wieder von vorn. Dabei möchte er so gern irgendwo ankommen. Sich etwas aufbauen. Nicht immer allein bleiben.
So steht er am anderen Ende des Raums mir gegenüber. Ich sitze im Schneidersitz auf den Matratzen. Lebendige Einladung zum Annähern. Alle Initiative, alle Kontrolle bei ihm.
„Erlaub dir, deine Ausrichtung und wo du hinschaust immer wieder neu frei zu wählen.“ So kann sein Körpergedächtnis Freiheit trinken in der Überzeugung des Ausgeliefertseins.
Und doch.
Rechts in seinen Augenwinkel liegt ein weißes Kissen auf dem Boden. Die phantasierte „richtige“ Frau, die aus jeder Mängelliste aufersteht. Jetzt kann er es klarer spüren.
Aber es ist keine Anziehung, die er spürt. Eher ein Verbot. Er ist nicht frei. Etwas ruft seinen Blick. Zieht ihn zu sich. Hält ihn fordernd fest, als hätte es ein Anrecht auf ihn.
„Wer oder was ist es?“, frage ich.
Je länger er forscht, desto klarer wird es. Seine giftig-bedürftige Mutter will ihn nicht hergeben. War er doch immer für sie da gewesen, wenn der Vater wild wurde. Während sie vorgab, IHN zu schützen, klammerte sie sich an ihn.
In den ersten Sessions hatte er pausenlos mit Schuldgefühlen gekämpft. Wie sehr seine Partnerinnen unter ihm leiden mussten. Bereitwillig hatte er sich die größten Vorwürfe gemacht.
Unter Bergen davon hatte er seine brüllende Wut gefunden. Über die tückische altruistische Verschleierung ihrer Ansprüche. Sich Abstand erkämpft. Er ist fassungslos, ihrer wortlosen Macht an dieser Stelle wieder zu begegnen. Als hätte er sie nie vertrieben.
Froh, dass er ihr die Maske vom Gesicht reißen konnte, wendet er sich wütend ab…- und mir zu. Erst ist er erleichtert. Kommt mir langsam lauschend ein paar Schritte entgegen…- und erstarrt.
Je näher er kommt, desto mehr werde jetzt ICH zu dieser erwartungsvoll fordernden Instanz, für die er selbst mit seinen Bedürfnissen keine Rolle spielt. Er spürt, wie er sich in Luft auflöst. Erschüttert begreift er.
Derweil mutiert das weiße Kissen zur verheißungsvollen Frau am Horizont.
„Geh zurück. Schau aus dem Fenster. Nimm dir deinen Raum. Finde wieder, was DU von mir willst. Und dann komm wieder näher. Setz meinen vermeintlichen Erwartungen dein Wollen entgegen und lausch, wann es zu wanken beginnt.“
Sein Körper darf aufatmen. Sich wiederfinden, ohne dass Beziehung zerbricht. Ohne Schuldgefühl (das war nicht immer so, nehmen wir beide freudig zur Kenntnis). Spielraum erobern und sich im Wiederkommen zumuten.
Ein Stück weit geht es, dann greift die Auflösung nach ihm. Er bindet sich ein Seil (seine Grenze) wie einen Judogürtel um den Bauch. So geht es besser. Verschwimmt aber auch mit der coolen Geste. Die war in der Jugend zu seiner Maske, seiner Identität geworden.
Zu Gunsten der Sicherheit hatte sie effektiv Nähe und Verletzlichkeit verhindert.
„Schau, ob es einen Abstand gibt, wo es ohne Gürtel geht. Und probier noch einmal“, lade ich ihn ein.
Er findet ihn und nähert sich an. Seine Hände drehen die Handflächen zu mir. Als ich ihn danach frage, sagt er: „Es ist so eine Art wohlwollende männliche Kraft.“
„Das klingt schön“, sage ich. Aber ich spüre sein Wollen nicht darin. „Magst du mal probieren, was du erlebst, wenn du die Hände mal abwechselnd nach außen zu mir, mal entspannt zu dir nach innen drehst - zu Forschungszwecken?“
Er tut es…- und staunt Bauklötze. Wenn er die Geste männlicher Kraft aufgibt und die Hände ganz normal hängen lässt, tauchen Unsicherheit, Scham und schließlich Wertlosigkeitsgefühl auf. Das klamme Gefühl, nichts zu bieten zu haben.
„Das war mir nie bewusst…- aber von jetzt geschaut, war das immer das, was angeklungen ist, wenn ich mal eine starke Frau als Gegenüber hatte. Und die brauche ich. Bevor ich das fühlen konnte, war ich immer schon weg.“
„Und das spült dann weg, was DU willst - nimmt dir die Berechtigung?“, frage ich. „Vielleicht…“, sagt er. „Ich will nochmal forschen.“
Bislang hat er die ganze Zeit gestanden. Inzwischen ist er so nah gekommen, dass er auf mich herunter schaut. Das ist ihm unangenehm. Er will sich auf ein Sitzkissen setzen, damit er auf Augenhöhe ist.
Ich sage: „Das kannst du natürlich tun. Aber ich lade dich mal ein zu forschen, wie es ist, wenn du beides abwechselnd ausprobierst. Denn subjektiv wird es sich gut möglich übermächtig und schuldhaft anfühlen, mich mit deinem Wollen zu konfrontieren - obwohl es das ja gar nicht ist. Nur bei deinem Vater war es so.“
(Das Pendulieren - ein wichtiges Phänomen in der Traumatherapie, das die Selbstregulation des Nervensystems in Gang setzt, weil der Körper realisiert, dass er nicht mehr ausgeliefert ist, sondern selbst wählen kann. Das lässt die unbewusste Angst abklingen.)
Er pendelt zwischen Augenhöhe und Übermacht…- „ja, du hast absolut Recht“, staunt er. Und wird dabei ruhiger im Stehen. Seine Augen können immer besser im Kontakt bleiben, und wo sein Blick zuvor misstrauisch, kampfbereit, unsicher oder schutzlos weich war, wird er jetzt gleichzeitig offen und klar.
Er merkt es selbst.
„Krass, SO kann sich das anfühlen! Ich glaube, so offen und gleichzeitig klar habe ich mich noch nie im Kontakt mit einer Frau gefühlt“, sagt er. „So könnte ich mir sogar vorstellen, dich wirklich zu berühren und mich trotzdem nicht zu verlieren. Aber jetzt bin ich erstmal platt.“
Dieser Prozess hat fast zwei Stunden gedauert. Unendlich kostbare Stunden. Weil er all diesen Geschichten und Gefühlen in den Zwischenräumen der Zeit sonst nie begegnet wäre.
Zwei Stunden, in denen sich seine innere Welt verändert hat.
In den nächsten öffnet sich der Raum für Berührung. Er ist nach oben offen. Die Königsdisziplin…
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Das ist MIKROINTEGRATION IM KOLLEKTIVEN FELD - meine ureigene kreative Kombination aus Psychoanalyse, bindungsorientierter Körpertherapie, Körpertraumatherapie und verschiedenen systemischen Elementen. Eine hochpotente und punktgenaue Möglichkeit nachhaltiger Transformation zutiefst unbewusster, ausschließlich im impliziten Beziehungsgedächtnis gespeicherter Erfahrungen.
Es lockt dich? PN an mich.💥
Ich freu mich auf deine Fragen und unsere Begegnung. 🤩🤗
Christina
REICHTUM DER TIEFE.✨💎✨
Wohlstand der Zukunft.