24/01/2015
Frauen ab 33 dürfen keine Zeit verlieren“: Wiesbadener Ärzte klären über Irrtümer bei unerfülltem Kinderwunsch auf
Von Angelika Eder
WIESBADEN - „Paare mit unerfülltem Kinderwunsch leiden unter persönlichem, familiärem, gesellschaftlichem und psychologischem Druck. Das ist gerade in Deutschland ein Tabuthema, was sich in den heutigen Besucherzahlen widerspiegelt“, sagte der Gynäkologe Klaus Doubek auf dem einschlägigen Patientenforum vor gerade mal acht Zuhörern.
In seinem Vortrag „Das kleine 1 x 1 aus der Frauenarztpraxis“ informierte er über die gynäkologische Untersuchung, wies auf mögliche Schäden infolge des Lebensstils hin, also die Auswirkungen von Nikotin-/Alkoholkonsum oder Selbst-/Dauermedikation, und erläuterte die ersten Schritte, falls es trotz „normaler Koitusfrequenz ohne Schutz“ innerhalb von zwei Jahren zu keiner Schwangerschaft kommt: Blutentnahme und Hormonbestimmung zum Ausschluss unzureichender Eierstockfunktionen. Betroffene ab 33 dürften keine Zeit verlieren, sollten mit ihrem Frauenarzt ein Stufenkonzept entwickeln, betonte Doubek ebenso wie Frauenarzt Thomas Hahn, MVZ Kinderwunschzentrum Wiesbaden.
Forderung nach Warnhinweis
Über die Hälfte der Frauen überschätzt laut einer Umfrage ihre Fruchtbarkeit, glaubt, diese erreiche erst mit über 40 ihre Grenzen. Tatsächlich ist das in der Regel schon Ende der Dreißiger der Fall, unterstrich Hahn. Somit seien auch die therapeutischen Möglichkeiten begrenzt: „Denn das Altern kann die Medizin nicht umkehren. Alle Welt spricht von Anti-Aging, aber das ist Blödsinn.“ Diesbezüglich gebe es Aufklärungsbedarf in der Schule und empfehle sich ein entsprechender Warnhinweis im Beipackzettel der Anti-Baby-Pille für die Frauen, die – im Konflikt zwischen Familienplanung und Karriere – den Kinderwunsch oft zu lange hintenanstellten. Eine Notlösung, ihnen für begrenzte Zeit „den Rücken freizuhalten“, sei seit zwei Jahren das „Social Freezing“. „Dieses Einfrieren von Eizellen zur Bewahrung einer Fertilitätsreserve wird übrigens schon seit vielen Jahren für junge Krebspatientinnen genutzt, um ihnen nach der Therapie die Möglichkeit zu geben, ein Baby zu bekommen.“
Den unerfüllten Kinderwunsch aus männlicher Sicht betrachtete die niedergelassene Urologin und Männerärztin Dragana Filipas-Wackenhut. In etwa 25 Prozent der Fälle ist die Ursache allein die Fruchtbarkeitsstörung des Mannes, angeboren oder „erworben“ als Folge von Tumorerkrankung, Entzündungen oder von Nikotin, Alkohol und Übergewicht. Fehlen die Spermien im Samenerguss, lassen sie sich eventuell mittels Gewebeentnahme im Hoden aufspüren und einfrieren. Gegenüber einer allgemeinen Findungsrate von 50 Prozent liege die im genannten Kinderwunschzentrum, mit dem sie zusammenarbeite, bei 75 Prozent.
www.kinderwunschnetz.de
Quelle:
http://www.wiesbadener-kurier.de/index.htm
www.kinderwunschnetz.de
kinderwunsch - künstliche Befruchtung