29/08/2025
Leipziger Volkszeitung
Bericht Jana Brechlin
Collm Klinik schickt Blutproben per Drohne ins Labor
Oschatz. Zwischen 20 und 25 Minuten braucht ein Kurierfahrer von der Collm Klinik in Oschatz bis ins Labor nach Riesa – wenn es gut läuft. Ist viel Verkehr, ein Stau auf der Strecke oder ständig Rot an der Ampel zum Beispiel, dauert der Transport deutlich länger. Zeit, die im Ernstfall knapp ist, um Patienten schnell anhand der Befunde zu behandeln. Dieses Risiko will das Krankenhaus in Oschatz künftig ausschließen.
Deshalb werden wichtige Proben bald per Drohne ins Labor geliefert.
„Das dauert dann nur noch acht Minuten und nicht im schlimmsten
Fall 80 Minuten oder länger“, sagt Klinikgeschäftsführer Stefan Härtel.
Grundsätzlich betreibe die Collm Klinik auch weiterhin ein eigenes
Labor, setze aber bei speziellen Produkten auf die Leistungen der Partner in Riesa.
Weil der Verkehr auf der Strecke zwischen beiden Städten immer
mehr zunehme, steige auch die Gefahr von Verzögerungen, so Härtel.
Deshalb soll künftig eine Transportdrohne zum Einsatz kommen. „Das
ist innovativ und umweltschonend“, so der Geschäftsführer, der - je nach
Bedarf – mit bis zu 30 Flügen pro Woche rechnet. Die Kosten seien vergleichbar mit den Taxipreisen für Kurierfahrten.
Auftragnehmer ist die German Copters DLS GmbH aus Dresden. Das Unternehmen ist auch als Kurier auf den Straßen unterwegs, hat sich aber auf Serviceflüge per Drohne
spezialisiert.
Jetzt liegt die Zulassung für die Route zur Collm Klinik vor und auch die Erlaubnis, dafür über besiedelte Gebiete zu fliegen. Bei einem Treffen in Oschatz informierten sich die
Geschäftsführer des Krankenhauses gemeinsam mit Oberbürgermeister David Schmidt und Vertretern des Polizeireviers über letzte Details.
Sind Laborproben fertig, ist die Drohne innerhalb von zwei Minuten abflugbereit. Obwohl diese auch auf dem Boden landen kann, soll die Zustellung noch schneller funktionieren: An einer speziellen Vorrichtung
klinkt sich das Fluggerät ein und sinkt vor einem Fenster senkrecht ab. Mitarbeiter können dann direkt
die Ladekapsel be- oder entladen. Bis zu drei Kilogramm Gewicht kann die 21 Kilogramm schwere
Drohne befördern, die zwischen 100 und 120 Meter hoch fliegt und dabei eine Geschwindigkeit von 120 Kilometer pro Stunde erreicht. In Krankenhausnähe sinkt die Drohne ab.
„Dann wird sie auch eher zu hören sein“, kündigt Rolf Ahrens, technischer Leiter bei German Copters, an.
„Deshalb wollen wir jetzt die Oschatzer und vor allem die Anwohner informieren, dass Probeflüge
starten und dabei alles seine Richtigkeit hat“, versichert Jan Arnold vom Oschatzer Polizeirevier. Immerhin
habe die Drohne eine gewisse Größe, sagt er mit Blick auf die knapp drei Meter Spannweite. „Aber keine
Sorge, die Drohne ist für eine gute Sache unterwegs“, so der Leiter des Streifendienstes. Die Entwicklung
ist mit drei SIM-Karten ausgestattet. „Falls ein Netz ausfällt, gibt es immer noch Verbindungen in Reserve“, erklärt René Micknaß. Acht Rotoren an den Tragflächen sorgen für reibungslose Starts und Landungen. Ist die Flughöhe erreicht, geben zwei Propeller von hinten Schub auf der Strecke. Im Ernstfall könne allein im Gleitflug einer der vereinbarten Notlandepunkte angesteuert werden.
Die Strecke selbst ist im Gerät abgespeichert, dennoch beobachtet ein Pilot jeden Auftrag, erhält Live-Bilder vom Flug und könne jederzeit manuell eingreifen, so René Micknaß von German Copters. „Die Sicherheitsanforderungen sind extrem hoch“, unterstreicht er. Dazu gehört, dass die Flüge auch für andere Piloten im Luftlagebild sichtbar sind.