08/04/2024
Alte Seelen
Ich sitze gerade auf einer Biergartengarnitur auf meinem Balkon. Es ist ein warmer Sonntag im April. Vögel singen und ab und zu mischt sich das Krächzen der Krähen in diesen Gesang. Der Himmel ist teils bedeckt, dazwischen scheint das Frühlingsblau Oberbayerns durch. Ab und zu höre ich Gesprächsfetzen aus dem Park, der unterhalb des Hauses liegt.
Schon oft habe ich gehört, wie mir in ganz unterschiedlichen Situationen und bei verschiedenen Anlässen Menschen mitgeteilt haben, dass ich eine alte Seele sei. Ich habe mich lange mit dem Begriff der alten Seelen nicht auseinandergesetzt. Meist hatte es für mich, weil ich angeblich eine alte Seele habe/bin zur Folge , dass ich unbedingt in dieser oder jener Gruppe eine Funktion übernehmen sollte. Die natürlich mit viel Anerkennung und noch viel mehr Arbeit verbunden war. Meistens mit einem Beitrag oder wenn ich Glück hatte ehrenamtlich, jedoch nie bezahlt oder gar gut bezahlt. Natürlich war es sehr schmeichelhaft, als alte Seele bezeichnet zu werden, Respekt und Lob zu bekommen, ohne etwas dafür getan zu haben. Später begegneten mir die alten Seelen noch in anderen Zusammenhängen. Bei Aggression und Krieg hörte ich manchmal - ja, das sind noch junge Seelen, die diese Erfahrungen brauchen, wir wissen, wie unnötig das ist. Auch scheinen manche jungen Seelen noch nicht in der Lage zu sein, die Notwendigkeit eines spirituellen Weges zu begreifen. Es war und ist für mich außerordentlich interessant zu beobachten, wie selbstverständlich und normal von so vielen Menschen über die Seele, alte und junge Seelen und deren Einordnung und die Konsequenzen für das tägliche Leben geredet wird. Es scheint sich um Tatsachen zu handeln.
Es mag auch für viele Menschen eine sein, für mich ist das keine Tatsache. Und von diesem, meinem Standpunkt, am heutigen Tag, gehe ich nun aus. Laut den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist das Universum unendlich, es ist ohne Anfang und Ende. Ein Urknall im Sinne eines Anfangs existiert nicht, es gibt viele davon, usw…. Alles ist in Bewegung und alles existiert in Bewegung. Dass es keine Seele gibt, ist nur eine Behauptung, ein Glaubenssatz, der nicht belegt ist. Das gilt auch umgekehrt. Klar ist, dass auch feine Gefühle und nicht sichtbare Dinge denen wir begegnen und die wir wahrnehmen können, nicht plötzlich aufhören zu existieren. Denn nichts kann plötzlich aufhören zu existieren, es kann sich nur verändern, zersetzen und weiter in Bewegung bleiben. Insofern erscheint es für mich normal und möglich, dass ich Ereignisse vergangener Leben auf die ein oder andere Art wahrnehmen kann. Wenn ich einen Stern am Himmel beobachte, der 25000 Lichtjahre entfernt ist und er plötzlich explodiert, dann ist diese Explosion vor 25000 Jahren passiert, für mich jedoch gerade jetzt in meiner Gegenwart. So habe ich schon Lebensereignisse aus vergangenen Zeiten wahrgenommen, ich ordne sie jedoch nicht automatisch als Erinnerung meiner alten Seele ein, sondern ziehe Zurückhaltung vor. Solange bis sich mir in meiner Wahrnehmung vollumfänglich erschließt, welchen Ursprungs diese Beobachtungen sind. So ging es mir auch Zeitlebens mit der Existenz der Seele, bis sich mir die Existenz meiner Seele offenbarte, 2016 bei einer Übung mit einem Kristall auf einem Workshop mit Brant Secunda. Vorher betrachtete ich es als Konzept und als Möglichkeit.
Ich habe eine praktische Abneigung gegenüber Glauben. Denn ich konnte schon oft beobachten, dass Glaube die eigene Wahrnehmung trübt und behindert. Denn was ich glaube, möchte ich auch bewahrheitet sehen und dadurch raube ich mir die Möglichkeit einer unvoreingenommenen Beobachtung.
Vielen Dank für eure geschätzte Aufmerksamkeit.