10/08/2015
Noch 'ne Studie....
Ernährungswissenschaftler haben den menschlichen Proteinbedarf offenbar lange Zeit unterschätzt. Der Grund dafür sind ungenaue Messverfahren, die in der Vergangenheit eingesetzt wurden.
Quelle: Emily Arentson-Lantz et al.: Protein: A nutrient in focus, Applied Physiology, Nutrition, and Metabolism, 10.1139/apnm-2014-0530, 22 July 2015
Neue Empfehlungen zu Eiweiß
Bislang haben Ernährungswissenschaftler den menschlichen Eiweißstoffwechsel in der Regel mithilfe der sogenannten Stickstoffbilanz ermittelt. Doch das Verfahren scheint ungenau: „Es tendiert dazu die Stickstoffaufnahme zu über- und die Stickstoffausscheidung zu unterschätzen“, schreiben die Autoren um Emily Arentson-Lanz von University of Texas Medical Branch,Galveston, in einer Übersichtsarbeit.
Zuverlässiger, aber weniger gebräuchlich ist offenbar die sogenannte „Indicator Amino Acid Oxidation“, kurz IAAO. Dieser Messmethode zufolge liegt der tatsächliche Tagesbedarf eines Menschen mit 0,93 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht deutlich über der auch von der deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Menge von 0,8 Gramm. Besonders wichtig und wertvoll sind dabei Proteine, die sogenannte essenzielle Aminosäuren enthalten – solche also, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Sie stecken sowohl in speziellen tierischen, als auch in pflanzlichen Eiweißlieferanten – weshalb selbst eine vegane Ernährung, die das berücksichtigt, diesbezüglich unproblematisch ist.
Zu jeder Mahlzeit Eiweiß
Doch nicht nur die Tagesration, auch wann man was isst, spielt den Forschern zufolge eine entscheidende Rolle. Da der Körper Aminosäuren nicht speichern kann, sei es ideal, wenn man mit jeder Mahlzeit 25 bis 35 Gramm davon zu sich nähme. „Die Botschaft, bei jeder Mahlzeit Protein zu sich zu nehmen, ist ein Paradigmenwechsel“, so Rajavel Elango Co-Autor der Studie. Tatsächlich gab es bislang nur allgemeine Angaben zum Tagesbedarf. Die Forscher empfehlen, die gängigen Ernährungsrichtlinien gegebenenfalls zu überarbeiten.
Erhöhter Proteinbedarf
Unter bestimmten Bedingungen kann der Eiweißbedarf auch deutlich über der im Rahmen der Studie ermittelten Mengen liegen. Das gilt für Kinder (insbesondere für Säuglinge) und Jugendliche im Wachstum, für stillende Mütter und für Leistungssportler. Allerdings überschätzten Kraftsportler, die gezielt Muskeln aufbauen wollen, häufig ihren Bedarf – denn der Körper kann Eiweiß im Anschluss an eine Trainingseinheit nur begrenzt in Muskulatur umwandeln. Ausdauersportler hingegen, die unter Belastung nicht nur Kohlenhydrate, sondern auch Eiweiß verbrennen, unterschätzen ihren Bedarf eher.
Eiweiß gegen Muskelabbau
Darüber hinaus sei eine ausreichende Eiweißzufuhr insbesondere für ältere Menschen notwendig, die im Zuge des Alterungsprozesses Muskelmasse verlieren. Zudem könne eine eiweißreichere Ernährung dazu beitragen, schlank zu bleiben oder schlank zu werden, denn der Nährstoff hält besonders lange satt. Im Rahmen einer Diät kann eine reichliche Zufuhr verhindern, dass neben dem Fett zu viel Muskelmasse abgebaut wird.
Ich finde diese Studie so interessant, dass ich sie Euch nicht vorenthalten will. Grüße Andreas Heyer