02/04/2023
🚨 Triage der Arzneimittelversorgung
Wer hat ihn noch nicht gehört, den Satz bei GNTM, wenn Heidi sagt: „Heute habe ich kein Foto für Dich“.
Wie reagiert man, wenn die Apothekerin im Notdienst sagt, dass sie jetzt nicht das verordnete Arzneimittel hat?
Wie reagiert man, wenn die Apothekerin auch keine Alternative sofort anbieten kann?
Vermutlich findet man sich damit ab und fährt nachts zur nächsten Apotheke oder lässt es über die Apotheke innerhalb weniger Stunden organisieren und liefern.
Aber was ist, wenn die Apothekerin nicht nur im Notdienst sondern auch am Tag zu einem sagt: „Heute habe ich kein Arzneimittel für Dich!“ und „Ich kann es Ihnen auch nicht organisieren“!
Im Notdienst ist es schlimm, wenn kein Arzt erreichbar und keine weitere diensthabende Apotheke im Umkreis mehr vorhanden ist.
Tagsüber kann man die anderen Apotheken, die NOCH da sind aufsuchen. Es besteht ja immer NOCH die Möglichkeit, dass irgendwo in einer Apotheke noch was vorrätig ist.
Macht man das wirklich, bei akuten Krankheitsbeschwerden, oder bei einem
fiebernden Kind? Nein, man fragt per Telefon in den Apotheken an, wer noch das dringend benötigte Arzneimittel vorrätig hat.
Nur wenn es keine Restbestände oder Nachschub über die pharmazeutischen Unternehmen aufgrund von fehlenden Rohstoffen, Verpackungsmaterialien oder Lieferkettenabbruch aus Fernost gibt? Dann sind wir in der Realität angekommen.
Die Triage der Arzneimittelversorgung hat im 3. Quartal 2022 begonnen. Die Apotheken vor Ort konnten mit viel persönlichem Einsatz die Versorgung der Kinder mit Schmerz- und Fiebermitteln, inklusive eigener Herstellung dieser wichtigen Produkte, für Deutschland gewährleisten. Das war zum Üben!
Jetzt sind wir eine Stufe weiter, denn es fehlen die Antibiotikasäfte für die Kinder. Diese können eben nicht mal so fix hergestellt werden.
Jetzt müssen wir entscheiden und festlegen, welches Kind, aufgrund vom Alter, Körpergewicht, Indikation und Arzneiform, therapiert werden kann.
Was steht mir noch zur Verfügung?
Mit welcher vorhandenen Packung kann ich die ärztlich vorgeschriebene Therapiedauer gewährleisten?
Ist das etwas ältere Vorschulkind in der Lage doch Tabletten zu schlucken, damit die letzte Flasche Penicillin für einen Säugling bleibt?
Wir managen seit über 7 Monaten einen akuten Mangel an Arzneimitteln und versuchen mit den noch vorhandenen Resten, die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.
Unser amtierender Gesundheitsminister versprach vor Weihnachten 2022 schnelle Hilfe und Verbesserung. Vor wenigen Tagen verkündete er, das sich die Situation gebessert hätte und es wieder mehr Arzneimittel gibt.
Nein, eben nicht! Nichts ist passiert! Die Politik hat versagt. Auch ich musste heute im Notdienst den Kindsvater sagen: „Heute habe ich kein Arzneimittel für Dein Kind!“ und keine weitere Apotheke mehr im Dienst, weil die Rahmenbedingungen dazu geführt haben, die Apothekenanzahl drastisch zu reduzieren.
Man ist so hilflos, wenn man nicht helfen kann und man ist so hilflos, wenn man keine Hilfe bekommt. 😢