
30/11/2024
„Der Andere in der Psychoanalyse. Die intersubjektive Wende“, Michael Ermann (Kohlhammer Verlag Stuttgart, 2014)
Michael Ermann, Psychoanalytiker und emeritierte Professor für psychosomatische Medizin und Psychotherapie / Universität München, schreibt von den Grundkonzepten und Entwicklungen der intersubjektiven Psychoanalyse. Die intersubjektive Wende ist ein Paradigmenwechsel weg von der Perspektive der/des emotional unbeteiligten Therapeut:in hin zu einem/r aktiven Teilnehmer:in im psychotherapeutischen Prozess, der auf Gegenseitigkeit, Begegnung und Beziehung angelegt ist und wechselseitige Beeinflussung.
Diese Wende haben Fritz und Lore Perls, beide Psychoanalytiker, schon im letzten Jahrhundert vollzogen: angeregt durch Martin Buber („Der Mensch wird am Du zum Ich“) entwickelten sie die Gestalttherapie, die die Dialogische Beziehung und Gegenseitigkeit im therapeutischen Prozess betont. Der Therapeut, die Therapeutin wird dadurch zum aktiven, authentischen Gegenüber.
So sieht Ermann auch 2014 nicht mehr primär die Förderung von Einsicht in Abwehr-und Übertragungsdynamiken als Therapieziel, sondern die Möglichkeit zur korrektiven Beziehungserfahrung des Patienten in der Therapie. Er betont die Präsenz des Therapeuten auch als Person und eine empathisch und akzeptierende therapeutische Haltung statt distanzierter Atmosphäre. (nach Kohut: das „therapeutisches Ambiente“). All das klingt sehr nach den Grundprinzipien der Gestalttherapie. Auch die Stärkung der Selbstregulationsfähigkeit in der psychotherapeutischen Arbeit (Ermann) findet sich genau so wieder in der Gestalttherapie, Kurt Goldstein spricht schon 1934 von der „organismischen Selbstregulation“.
Mehr Infos zur Ausbildung der Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie an der PTA im IGW: www.pta-igw.de
Foto: unsplash, kourosh-qaffari