
17/11/2023
-Yoga und Verblendung-
Es war einmal ein Yogi, der in der Welt Ruhe und Entschleunigung mittels Atemtechniken und Philosophie verbreitete.
Die Haltungen halfen den Menschen sich zu konzentrieren und den Körper zu ertüchtigen. Das sind Gründe, warum die Welt mehr Yoga braucht - vor allem heute.
Leider ist die Realität anders gekommen - um vorsichtig auszudrücken: die Yogawelt ist sehr bunt geworden. Sehr sehr bunt. Na gut, um genauer zu beschreiben, ist die folgende Beschreibung eher zutreffend: die Yogawelt ist ziemlich eskaliert.
Höher, schneller, weiter, beweglicher, bunter, schriller, ausgefallener, hübscher, mehr Likes, scheinbare Community, mehr Kapitalisierung etc. Diese Liste kann so ewig weiter gehen.
Im Deckmantel der Bescheidenheit und "Wokeness" werden Yogalehrer "gezüchtet", die den Narzissmus von heute perfekt verkörpern (oft wortwörtlich).
Statt über Patanjali's Yogasutra zu sprechen, geht es hauptsächlich die neueste Playliste, die neusten Outfits, die beste Matte und sich selbst gut darzustellen. Ja, die Yogawelt ist eine grosse Bühne für viele Darsteller geworden. Ah sorry... DarstellerInnen (upss..aber das ist ja ein anderes Thema). Die Yogainfluencer stehen vorne oder sogar auf einer Bühne und liefern eine Show ab und viele verwechseln die Beleuchtung der Bühne mit Erleuchtung.
Die Kombination aus Blendern, Social Media, und so viele Teilnehmer mit Sinnsuche ist eine toxische Formeln geworden, die den Ursprung von Yoga komplett zu betonieren.
Ich selbst habe eine lange Zeit für diese Entwicklung viel beigetragen, worauf ich nicht stolz bin.
Aber Leute...irgendwann ist auch Mal gut oder? Seit wann sind Bilder machen und Videos drehen mit K.I. Filtern von den "perfekten" Haltungen wichtiger geworden als die Namen und Eigenschaften seiner Schüler zu kennen?
Einst hat jeder Yogalehrer mit Feuer & Flamme angefangen Yoga zu unterrichten, weil Yoga einfach gut getan hat für den Körper und für die Seele. Nur mit der Zeit hat das Geld verdienen, Selbstdarstellung und der perfekte Ruf eine höhere Priorität bekommen als Yoga selbst.
Nichts gegen Business. Ein Geschäft aufzubauen in der Yogawelt ist nicht leicht und gleichzeitig sollten wir Yogalehrer nicht vergessen, was es bedeutet ein Yogalehrer zu sein: Yoga zu unterrichten.
Einatmen...annehmen.
Ausatmen...loslassen.
Sicherlich werden einige mit diesem Post nicht einverstanden sein, aber es werden ja immer mehr (gefühlt) von den Blendern und Narzissten, die so scheinheilig durch die Yogawelt spazieren und galoppieren.
Dieser Post ist an uns alle gerichtet als Appel der Selbstreflexion (gilt genauso für mich).
Bin gespannt wie sich die Welt und die Yogawelt in den nächsten Jahren entwickeln wird.
Namasté
Jang-Ho
Ps: wusste nicht welches Bild man zu so einem Text hochladen sollte, so habe ich ein verwundertes Gesicht ausgesucht.