18/09/2024
Mein Plädoyer für Ashwagandha
Heilpraktiker Jens Breitfeld
In den letzten Wochen und Monaten mehren sich in den Gazetten der Tageszeitungen und Journalen Berichte über die vermeintliche gesundheitliche Bedenklichkeit betreffs einer seit Jahrtausenden bewährten Heilpflanze der ayurvedischen Medizin. So wird verlautbart, dass die Anwendung zu Leberschäden, Übelkeit und Hautschäden führen kann und eine positive gesundheitliche Wirkung nicht wissenschaftlich belegbar sein. Dieser Brachialrhetorik ging eine Neubewertung der Pflanze durch das Bundesinstitut für Risikobewertung, in einer Veröffentlichung des Deutschen Ärzteblättes voraus, in dem es hieß:
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt vor der Verwendung von Schlafbeerenpräparaten, die oft unter dem Namen Ashwagandha gehandelt werden. Insbesondere Kinder, Schwangere und Stillende sowie Menschen mit einer Erkrankung der Leber sollten auf die im Handel und im Internet erhältlichen Pul¬ver, Kapseln, Tropfen oder Tees verzichten, hieß es vom BfR…
Die Studienlage zu den Präparaten sei bisher nicht ausreichend. Es gebe aber Berichte zu Akutfolgen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie Benommenheit, Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit und Hautausschläge. „Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die Präparate das Immunsystem sowie das endokrine System - Effekte auf den Cortisol- und Blutzuckerspiegel, Schilddrüsen- und Sexualhormone – beeinflussen können.“
Anlass zu besonderer Vorsicht geben dem BfR zufolge Fallberichte über Leberschäden, die möglicherweise mit dem Verzehr von Ashwagandha-haltigen Präparaten in Zusammenhang stehen. „Hinweise gibt es auch darauf, dass es Wechselwirkungen von Ashwagandhapräparaten mit anderen Medikamenten gibt, etwa mit solchen, die den Blutzuckerspiegel (Antidiabetika), den Blutdruck (Blutdrucksenker) und das Immunsystem (Immunsuppressiva) regulieren“, warnte das Bundesinstitut.
Als Heilpraktiker und Phytotherapeut möchte ich die vorgenannten Aussagen in den Kontext zu den tatsächlichen erfahrungsheilkundlichen und wissenschaftlich belegbaren Heilwirkungen der Pflanze bringen. Diese Einordung ist jedoch nur möglich, indem wir uns die vorgescholtene Pflanze aus der Sicht der Botanik als auch der Ayurvedamedizin betrachten.
Ashwagandha ist der Sanskrit-Name einer Pflanze, die zu den sogenannten Nachtschattengewächsen (wie z.B. auch Tomaten, Kartoffeln und Oberginen) gehören. Der wissenschaftliche Name dieser Pflanzenfamilie lautet Solanaceae. Zahlreiche Nachschattengewächse enthalten als Wirkstoffe sogenannte Alkaloide, die auf unseren Körper und unsere Seele vielfältig wirksam sind und die ab einen gewissen Alkaloidgehalt zytotoxisch wirksam sind. Nicht ohne Grund zählen zu den Nachtschattengewächsen auch Pflanzen wie die Engelstrompete, der Bittersüße Nachtschatten oder die Tollkirsche, die schon zu DDR-Zeiten als Wahrheitsdroge zum Einsatz kam.
Doch zurück zu Ashwagadha, jener Pflanze, die auf Deutsch auch als Indische Schlafbeere bekannt ist und mit botanischen Namen Withania somnifera heißt.
Die Heilwirkung der Pflanze ist vornämlich in deren Wurzelrhizom zu finden. Dieses wird dafür getrocknet und pulverisiert. Botanisch gesehen gehören zur Gattung Whithania 8-10 Arten, wobei zwei in Indien beheimatete Varietäten von Whitania sonifera gesundheitlich am relevantesten sind. Gelegentlich kommt es auch zu einer Vermischung der beiden Arten, was den Heileigenschaften der Pflanze aber keinen Abriss tut. Interessant ist auch, dass der englische Name der Pflanze Hyoscyamus niger gebräuchlich ist, der aber auch eine ganz andere Pflanze verweist, die ebenso so zu den Nachtschattengewächsen zählt, jedoch völlig andere Inhaltsstoffe enthält: Das schwarze Bilsenkraut.
Das mehrjährige, krautige Gewächs bleibt meist buschig klein und bildet rötliche Lampionbeeren, ähnen jenen der Physalis, die ebenfalls zu den Solanaceaen zählt.
Bereits die alten Araber und Inder nutzten das Wurzeltonikum der Pflanze als Aphrodisiakum, Stärkungs- und Rauschmittel. Der indische Arzt und Mitbegründer des Ayurveda Sushruta, lobte die Wurzel als rasayana (alchemistisches Elixier) und vajikarana (Aphrodisiakum). In Assyrien verräucherte man das Pulver bei Zahnschmerzen und wedelte den Rauch den schmerzenden Zähnen zu. Ähnlich wurde auch das Bilsenkraut verwendet. In Afrika gab man die eingeweichte Wurzel zahnenden Kindern zur Beruhigung und Schmerzlinderung. In Indien wird das Kraut gegen Husten und Asthma genutzt. In der ayurvedischen Medizin nimmt Ashwaghanda einen ähnlichen Stellenwert wie Ginseng ein. Die gilt als verjüngende Heilpflanze mit sattwischer Natur und als einen der besten Heilpflanzen für den Geist, auf den sie eine klärende und nährende Wirkung hat. Das Mittel wirkt beruhigend und fördert einen tiefen, traumlosen und erholsamen Schlaf, bei den die Leber entsprechend entgiften kann.
Ashwagandha enthält neben steroiden Laktonen, die Wirkstoffe Somniferin, was die beruhigende Wirkung erklärbar macht, als auch Withanolide, die die adaptogene Wirkung der Pflanze, vereinfacht ausgedrückt, begründen.
Bevor ich zur weiteren Betrachtung der Pflanze komme, möchte ich es nicht versäumen, kurz den Begriff Adaptogen zu erklären: „Adaptogen“ kommt vom lateinischen adaptare, zu Deutsch: anpassen. Und beschreibt damit die Haupteigenschaften, die Adaptogene auszeichnen: Sie können sich an extreme klimatische Bedingungen anpassen und helfen auch unseren Organismus, sich mit gegebenen Bedingungen bestmöglich zu arrangieren. Gemäß einer Definition der Europäischen Arzneimittelagentur EMA sollen Adaptogene die Resistenz des Organismus gegen ein breites Spektrum an widrigen biologischen, chemischen und pysikalischen Faktoren verbessern. Anders als Stärkungsmittel (Tonika) uns Stimulazien soll eine durch Adaptogene erhöhte Leistungskapzität nach dem Absetzen nicht wieder sinken. Somit sind Adaptogene zusammenfassend durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet: Sie sind unspezifisch in ihrer pharmakologischen Wirkung, führen aber synergistisch zu einer Erhöhung der körperlichen Widerstandskraft gegen negative chemische, biologische, physische und psychische Belastungen. Sie führen unseren Körper zurück in die Balance und halten ihn organisch in Homoöstase. Adaptogene sind ungiftig und ohne Nebenwirkungen und unterstützen das Zusammenwirken der Organe mit dem Immunsystem und dem Nervensystem. Man schreibt ihnen, zugegebenermaßen sogenannte Antiaging-Eigenschaften zu. Adaptogene wirken tatsächlich verjüngend auf gestresste Organe. Sie steigern die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und verbessern die Ausdauer als auch die Fähigkeit zur Regeneration nach Erschöpfungszuständen. Adaptogene, in verschiedenen Pflanzen und Pilzen vorkommend, helfen dabei unser vegetatives Nervensystem, bestehend aus Sympathikus und Parasympathikus, auch Vagusnerv genannt, zu harmonisieren und in die Balance zu bringen und sind somit aus naturheilkundlicher Sicht betrachtet die wichtigsten naturheilkundlichen Mittel unserer Zeit. Sie tragen uns durch das Chaos dieser Tage. Insofern verwundert es mich als Heilpraktiker auch keineswegs, dass nun gerade diese Mittel in Visier der Hüter unserer Gesundheit geraten sind. Eben jener Hüter, die uns noch in jüngster Zeit zur Gen-Therapie, in Form von Coronaimpfungen nötigen wollten und Masken vor unabdingbar hielten. Auch die jüngsten Erkenntnisse aus den Enthüllungen der RKI-Protokolle haben zu keinem neuerlichen Umdenken geführt, sondern lediglich zu einem neuerlichen Anlauf die Naturheilkunde zu unterwandern.
Es gibt zwei riesengroße Killer unseres Immunsystems, das sind Angst und Stress. Wobei sich die Beiden wechselseitig bedingen. Aus Angst und Stress wiederrum entsteht, bei beständigen Fortwehren ein Gefühl von Ohnmacht und Resignation, Zustände, die unsere Immunabwehr schwächt, zu Schlaf-, Verdauungs- und sonstigen Beschwerden führt. Hier sind dann auch Bluthochdruck, Diabetes und alle Arten von Stoffwechselerkrankungen angesiedelt.
In der Fachliteratur kennt man zahlreiche Wirkungen von Ashwagandha. Sie besitzt sie adaptogene, entzündungshemmende, antitumorale, antioxidative, immunmodulierende, blutbildende und verjüngende Eigenschaften. Ebenso sind die positiven Wirkungen auf den endokrine und das kardio-pulmonale System nachweislich, auch wenn noch nicht sämtliche Wirkweisen wissenschaftlich geklärt werden konnten.
Ist nun Ashwagandha, aus der Sicht des Heilpraktikers bedenkenlos zu empfehlen. Die Antwort lautet: Ja und nein. Sie liegt also genau in der Mitte. Richtig angewendet gibt es keine Nebenwirkungen. Aber was heißt richtig angewendet. Es heißt ich muss wissen, wo es mir hilft und wo ein anderes Mittel, jenes der Wahl wäre. An dieser Stelle sind die Fachleute, die Ärzte und Heilpraktiker gefragt. Sie beraten Euch gern ehrlich und kompetent. In einer Zeit, wo jeder alles in den Weiten des Internets käuflich erwerben kann, gibt es hinsichtlich der Qualität und damit Wirksamkeit signifikante Unterschied. Auch an den Artenschutz oder Fremddurchmischung durch andere Kräuter sei gedacht. Es ist also nicht einfach die Streu vom Weizen zu trennen. Dennoch lohnt es sich. So wie es unser gutes Recht ist, jeden Tag gesund zu sein.
Die Wahrheit ist, es gibt keine Wundermittel, dafür aber viele wunderbare Mittel.
Eines davon ist die Ashwagandha.
Wilkau-Haßlau, 18.09.2024
Quellen:
Natalia Leutnant: „Ginseng, „Taigawurzel, Rosenwurz – Adapogene“
David Winston & Steven Maime: „Adaptogene – Kraft, Ausdauer und Stressabbau mit Heilpflanzen“
Donald R. Yance: „Adaptogene in der medizinischen Kräuterheilkunde“
Christian Rätsch: „Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen“