01/05/2025
Leider kein Einzelfall.
Ein Fall, der betroffen macht – und wütend.
Eine 64-jährige Patientin begibt sich mit kaum auszuhaltenden Rückenschmerzen ins Krankenhaus. Der Gang in die Notaufnahme ist für viele in diesem Alter kein leichter Schritt – meist ist das Schmerzlevel dann schon über Wochen oder Monate gestiegen, bis nichts mehr geht. Die MRT-Diagnostik bringt die Ursache ans Licht: mehrere Deckplatteneinbrüche an der Wirbelsäule, hochverdächtig für osteoporotische Frakturen. Doch das ist nicht alles. Als Nebenbefund wird eine massive Verkalkung der Aorta festgestellt – ein schwerwiegender Hinweis auf eine systemische Gefäßproblematik, möglicherweise auch ein kardiovaskuläres Risiko.
Was passiert nun?
Die Patientin wird mit Schmerzmitteln nach Hause geschickt. Keine weitere Abklärung. Keine DXA-Messung zur Überprüfung einer Osteoporose. Kein Gespräch über die Gefäßverkalkungen. Kein Verweis zur Osteologie oder Kardiologie. Der Begriff „Nebenbefund“ wird seiner Bedeutung leider gerecht: Er wird nicht einmal erwähnt – weder im Arztgespräch, noch im Entlassungsbrief. Die Patientin liest davon zufällig im Befundbericht.
Was läuft hier falsch?
Alles deutet auf ein systemisches Problem hin:
Die Deckplatteneinbrüche sprechen für eine hochgradige Knochendichteverminderung, wahrscheinlich eine unbehandelte Osteoporose. Die massive Aortenverkalkung könnte in direktem Zusammenhang stehen – denn eine zunehmende Zahl an Studien zeigt: Entkalkte Knochen und verkalkte Gefäße sind zwei Seiten derselben Medaille. Der Kalziumverlust aus den Knochen kann sich pathologisch in den Gefäßwänden ablagern – ein Prozess, der nicht nur das Frakturrisiko erhöht, sondern auch das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und periphere Durchblutungsstörungen.
Und trotzdem:
Weder das Krankenhaus noch der Hausarzt greifen das auf. Es findet keine Ursachenklärung statt. Keine Prävention. Kein interdisziplinärer Blick. Eine medizinische Kurzschlussreaktion: Symptome lindern – Ursachen ignorieren.
Für die betroffene Patientin bedeutet das: Sie bleibt allein zurück – mit der berechtigten Vermutung, dass hinter ihren Beschwerden eine systemische Erkrankung steht. Mit einer wachsenden Angst vor der nächsten Fraktur. Und mit einem Befund, der möglicherweise ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko anzeigt – aber über den niemand mit ihr spricht.
Als Heilpraktikerin stehe ich in solchen Fällen leider oft an einer systemischen Grenze.
Ich darf keine bildgebende Diagnostik wie eine Knochendichtemessung oder Gefäßuntersuchung veranlassen. Ich kann eine solche Untersuchung zwar empfehlen – und das tue ich, wo immer es medizinisch notwendig ist. Doch was passiert dann? Der Patient muss diese Empfehlung zum Hausarzt tragen. Und wenn dieser die Dringlichkeit nicht erkennt, keine Überweisung ausstellt oder sich schlicht nicht zuständig fühlt, steht der Patient wieder allein da – mit Schmerzen, mit Fragen und mit einem Körper, der um Hilfe ruft.
Dieser Fall ist kein Einzelfall.
Er steht exemplarisch für eine Medizin, die noch zu oft organzentriert arbeitet, Symptome punktuell behandelt und chronische, systemische Zusammenhänge übersieht. Die Kommunikation mit Patienten bleibt auf der Strecke, ebenso wie Prävention und Langzeitstrategie. Und Menschen wie ich, die ganzheitlich denken, dürfen oft nur zusehen – ohne rechtlichen Zugriff auf die nötige Diagnostik.
Ich bin dieses System leid.
Als Heilpraktikerin arbeite ich mit Hingabe, medizinischem Wissen und großem Verantwortungsbewusstsein für den ganzen Menschen. Und dennoch müssen wir uns immer wieder gefallen lassen, als Scharlatane dargestellt zu werden – als Menschen, die anderen nur das Geld aus der Tasche ziehen für angeblichen Hokuspokus. Dabei erlebe ich tagtäglich das Gegenteil: Patientinnen und Patienten erzählen mir Geschichten, bei denen man nur noch den Kopf schütteln kann – Geschichten wie diese hier. Es sind keine Einzelfälle. Es sind strukturelle Lücken, die echte Menschen betreffen. Menschen, die mit ihren Beschwerden nicht ernst genommen werden, die von einem zum anderen geschickt werden, und bei denen einfache, aber notwendige medizinische Maßnahmen nicht veranlasst werden.
Wir könnten so viel mehr erreichen, wenn wir endlich aufhören würden, uns gegenseitig in Schubladen zu stecken – und anfangen würden, zusammenzuarbeiten. Im Sinne der Patientinnen und Patienten.
Praxis für ganzheitliche Naturheilkunde & Chiropraktik
Alexandra Nau
-Heilpraktikerin-