
19/08/2025
Wechseljahre – eine Heldinnenreise
Als ich jung war, habe ich die älteren Frauen belächelt.
Wie sie mit ihren Fächern wild wedelten, alle Fenster aufrissen und kalte Luft suchten.
Ich dachte: „Man kann sich auch anstellen …“
Heute weiß ich es besser.
Es ist, als ob im Inneren jemand die Gasflamme aufdreht.
Ein unsichtbarer Herd, der plötzlich auf höchster Stufe brennt – ohne Vorwarnung, ohne Chance, ihn abzustellen.
Ein Feuer, das dich verwandelt – von kalt auf heiß, von ruhig auf aufgewühlt, von Herrin deiner selbst zur Suchenden im eigenen Körper.
Die Wechseljahre.
Eine Reise, die nicht geplant ist, aber die jede Frau antritt.
Eine Heldinnenreise – nichts für Feiglinge.
Sie bringen eine Wahrheit ans Licht, die du dir nicht aussuchen kannst.
Hitzewallungen, die dich nachts aufschrecken. Schweiß, der wie eine Welle durch dich rauscht, gefolgt von einer Kälte, die dich erzittern lässt.
Hormone, die Samba tanzen, während dein Körper „Olé!“ ruft.
Gefühle, die sich überschlagen – Lachen und Weinen im selben Atemzug, Euphorie und Leere im ständigen Wechsel.
Die Wechseljahre sind keine Linie, sondern eine Achterbahn.
Mal hü, mal hott.
Mal himmelhoch, mal bodentief.
Und du weißt manchmal selbst nicht: „Wer bin ich heute?“
Doch nicht nur die Gefühle schwanken. Auch der Körper verändert sich.
Die Waage spielt verrückt, ein Kilo hier, zwei Kilo dort – ohne Grund.
Kleider, die gestern perfekt saßen, zwicken heute.
Der Spiegel zeigt dir mal Fremdheit – und im nächsten Moment dieses Strahlen, das nur eine Frau hat, die schon so vieles gelebt hat.
Die Wechseljahre holen alles an die Oberfläche: alte Wunden, verschluckte Tränen, unausgesprochene Wünsche.
Es ist, als ob dein Körper dir zuruft:
„Jetzt ist die Zeit, nichts mehr zurückzuhalten.“
Und während du manchmal denkst: „Ich halte das nicht aus“, wächst in dir etwas Neues.
Eine Kraft, die nicht mehr gefallen will.
Eine Stimme, die nicht mehr schweigt.
Eine Frau, die sich nicht mehr klein macht.
Die Wechseljahre sind ein Übergang.
Nicht das Ende, sondern eine Metamorphose.
Von der, die allen gerecht werden wollte – zur Frau, die endlich sich selbst gerecht wird.
Von der, die hielt und trug – zur Frau, die loslässt.
Von der, die funktionieren musste – zur Frau, die sich das Recht nimmt, einfach zu sein.
Und ja, es ist schwer.
Es ist wild, roh, manchmal schmerzhaft.
Aber es ist auch der Beginn einer Freiheit, tiefer als alles zuvor.
Denn mitten in Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Gewichtssprüngen und Tränen liegt ein Geschenk:
Die Einladung, dich neu zu finden.
Nicht als Mädchen, nicht als Mutter, nicht als „Frau für andere“.
Sondern als Frau in deiner Wahrheit.
Und vielleicht beginnst du dann, die älteren Frauen von damals nicht mehr zu belächeln – sondern ihnen innerlich die Hand zu reichen.
Weil du weißt: Sie waren auf ihrer eigenen Heldinnenreise.
So wie du jetzt.
Herzlichst, deine
Yvonne