
05/10/2025
Vernunft und Lebensträume
Kürzlich schrieb mir eine Bekannte meiner Familie, die ich seit 21 Jahren nicht gesehen hatte. Sie meinte: Du warst schon als Kind sehr vernünftig. Das brachte mich zum Nachdenken. War ich vernünftig? Vermutlich ja. Hatte ich schon immer einen Sinn für Kommunikation, Kontakt, Verbindung, Beziehung zwischen Menschen und Gruppen von Menschen? Ja. Litt ich darunter? Doppelt ja.
Ein Gefühl zu haben für das „Richtige“, in einer Welt in der ständig alles schiefläuft, empfand ich schon immer als große Bürde. Man trägt automatisch Lasten, die zu schwer und gar nicht für einen gedacht sind. Man will sich einbringen, deeskalieren, stabilisieren und muss doch feststellen, dass man hilflos ist.
Und nicht zuletzt: Wer lebt denn dieses Leben wirklich ganz und gar wahrhaftig? Wohl eher nicht die Vernünftigen. Es sind wie immer diejenigen die sich abgrenzen können. Die bei sich bleiben und ihr eigenes Ding machen. Die wissen, dass sie verdammt nochmal nicht das ganze Gewicht dieser Welt, allein auf ihren Schultern tragen müssen. Es sind die, die vertrauen können. Darauf, dass schon irgendwie alles gut gehen wird.
Was also können wir uns von den sogenannten Unvernünftigen abschauen?
- Nicht mein Zirkus -nicht meine Affen! Ich kümmere mich um meinen eigenen Kram, denn genau das ist meine Aufgabe. Hier habe ich Handlungsspielraum und Möglichkeiten voran zu kommen.
- Ich darf auch mal ausbrechen, Mist bauen, unzuverlässig sein! Dadurch lerne ich neue, bisher verborgene Seiten an mir kennen und lieben. Vor allem aber lerne ich: Die Suppe wird nie so heiß gegessen, wie sie gekocht wird. Das ist befreiend.
- Zu viel gedacht, zu wenig gelebt? Ich drehe den Spieß um und folge meinem Gefühl, wobei der Kopf erstmal die Klappe halten darf. Ich treffe Entscheidungen aus dem Bauch heraus und lasse außer Acht ob es gerade passt, der richtige Zeitpunkt ist oder die Leute mich in meinem Vorhaben unterstützen. Ich tue es einfach.
Und wie lebst du deine Unvernunft 😊?