14/01/2024
Von Göttinnen zu Königen: Wie das Christentum alte Traditionen vereinnahmte
Der Tag der Heiligen Drei Könige, vermeintlich im Christentum verwurzelt, dient als Beispiel für die Vereinnahmung heidnischer Bräuche und den Wandel von matriarchalen, naturbezogenen Symbolen zu patriarchalen religiösen. Ursprünglich repräsentierten die Heiligen Drei Könige die drei Bethen, keltische Schicksalsgöttinnen, auch als heilige drei Madln bekannt. Wilbeth, Ambeth und Borbeth standen für den Mond, die Erde und die Sonne – Symbole, die stark mit archetypischen weiblichen Kräften verbunden waren.
Früher gingen Frauen am 3. Januar räuchern und schrieben dabei an die Türen WxAxB. Dabei ist auch die Schreibweise des Kreuzes von Bedeutung, da ein Querkreuz die weiblichen Aspekte repräsentiert und Geburt sowie Leben symbolisiert. Mit der Christianisierung wurden diese Göttinnen zu Katharina, Margarethe und Barbara transformiert, wobei das Kreuz nun gerade "gerückt" wurde und in der christlichen Tradition den Tod darstellt. Die weiblichen Figuren wurden bald darauf durch Kaspar, Melchior und Balthasar ersetzt. Auch die Dreifaltigkeit von Mond, Erde und Sonne bzw. Glaube, Hoffnung und Liebe wurde gegen Vater, Sohn und Heiliger Geist ausgetauscht.
Die Bethen überdauerten in der deutschen Sprache durch die Worte "beten", "bitten" und "bieten". Diese mächtigen Göttinnen konnte man buchstäblich um alles bitten, da sie nahezu alle Bereiche des Lebens abdeckten (Wieder-Geburt, Leben und Tod). Es besteht eine klare Verbindung zu den germanischen Nornen und der slawischen Makosch mit ihren Hilferinnen Dolja (gutes Schicksal) und Nedojla (Pech). Das Wort "Bethen" könnte auch im Altrussischen seinen Ursprung in "petj" – singen haben, da in früheren Zeiten Anrufungen und Gebete gesungen wurden. Die Verwandtschaft von "petj" und "petch" (Ofen oder backen) ist ebenfalls bemerkenswert und verdeutlicht, wie Worte und Gesänge unsere Realität formen.
Nun können wir unsere Realität wieder richtig rücken, indem wir die Symbole, die möglicherweise heute auf unseren Türen geschrieben wurden, ein wenig korrigieren: 75-WxAxB-32. Statt "Christus mansionem benedicat" (Christus segne dieses Haus) könnten die Buchstaben als “Wahrheit der Ahnen uns Befreit” gedeutet werden.😊
Möge Segen sein!
Inspirationsquelle: https://www.alexandraskala.com/rauhnaechten-und-den-schicksalsgoettinnen/