12/10/2025
Pressemitteilung
Hebammen fordern Anerkennung in den gesundheitspolitischen Entscheidungen
„Hebammen sind unverzichtbar für ein starkes Gesundheitssystem“
Die aktuelle Lage im luxemburgischen Gesundheitswesen zeigt: faire und zukunftsorientierte Rahmenbedingungen sind dringend nötig. Die Association Luxembourgeoise des Sages-Femmes (ALSF) fordert, dass auch die Hebammen in den laufenden Diskussionen berücksichtigt werden. Als Expertinnen für Prävention, Geburtshilfe und Familiengesundheit tragen sie wesentlich zur Stabilität und Effizienz des Systems bei.
Nach der außerordentlichen Generalversammlung der AMMD, bei der die Ärztinnen und Ärzte mehrheitlich angekündigt haben, die Konvention mit der CNS zu kündigen, falls keine Bewegung seitens der CNS und der Regierung erfolgt, wird erneut deutlich, wie schwierig die Verhandlungen im Gesundheitswesen derzeit sind. Auch die ALSF teilt diese Einschätzung: Die Gespräche mit der CNS gestalten sich komplex, die Anpassung von Tarifen und lettres clés verläuft schleppend und behindert die Weiterentwicklung moderner, ambulanter und präventiver Versorgungsstrukturen. Ein offener Dialog zwischen allen Gesundheitsberufen und der CNS ist dringend notwendig, um faire und zukunftsfähige Lösungen zu erreichen. Ebenso gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Regierung schwierig: Die Hebammen wurden bisher nicht in die Ausarbeitung des Projekts über die „1000 ersten Tage“ einbezogen, obwohl dieses Themenfeld unmittelbar zu ihren Kompetenzen gehört.
Die ALSF betont, dass Tarife für alle Gesundheitsberufe so gestaltet sein müssen, dass eine leitliniengerechte, evidenzbasierte und qualitativ hochwertige Betreuung möglich ist. Mit den aktuellen Vergütungsstrukturen ist das in Luxemburg jedoch oft nicht umsetzbar, was die Versorgungsqualität beeinträchtigt und Innovationen hemmt.
Hebammen stellen eine kleine Berufsgruppe dar und beanspruchen nur einen sehr geringen Anteil des Gesundheitsbudgets. Trotzdem leisten sie mit ihrer Arbeit einen entscheidenden Beitrag zur Gesundheit von Frauen, Neugeborenen und Familien. Ihre kontinuierliche Betreuung stärkt die Eigenkompetenz, beugt Komplikationen vor und trägt wesentlich zur Gesundheit und Kosteneffizienz des gesamten Systems bei. Gerade deshalb dürfen sie im aktuellen Reformprozess nicht übersehen werden.
Hebammengeleitete Versorgungsmodelle, eine stärkere ambulante Betreuung sowie hebammengeleitete Kreißsäle und Geburtshäuser verbinden hohe Qualität mit Wirtschaftlichkeit. Internationale Erfahrungen zeigen, dass sie Zufriedenheit und Sicherheit
erhöhen und gleichzeitig Kosten senken. Die kontinuierliche Betreuung durch Hebammen vermeidet zudem unnötige Klinikbesuche und entlastet so das gesamte Gesundheitssystem.
Eine moderne Geburtshilfe erfordert Zusammenarbeit auf Augenhöhe und klare gesetzliche Rahmenbedingungen, die die Autonomie der Hebammen respektieren. Trotz ihrer im Gesetz verankerten Eigenständigkeit sind Hebammen in der Praxis oft an ärztliche Strukturen gebunden. Dabei ergänzen sich beide Berufe: Hebammen verantworten die physiologische Betreuung, Ärztinnen und Ärzte die pathologische Versorgung. Gemeinsam sichern sie die Qualität der Geburtshilfe.
Im Koalitionsvertrag 2023–2028 sind mehrere Maßnahmen vorgesehen, die eng mit der Arbeit der Hebammen verbunden sind, unter anderem eine Studie zu Geburtshäusern, die Reform der Gesundheitsberufegesetze und die Stärkung der ambulanten Versorgung. Obwohl die Gesetzgebung überarbeitet wurde, bleiben Anpassungen notwendig, damit die im Hebammengesetz verankerte Autonomie auch praktisch umgesetzt werden kann. Die angekündigte Studie zu Geburtshäusern wurde bislang nicht veröffentlicht, und auch die im Vertrag betonte Stärkung der ambulanten Versorgung ist noch nicht erkennbar. Dabei sieht die Regierung ausdrücklich vor, Krankenhausaufenthalte zu verkürzen, ein Ziel, das Hebammen durch ihre ambulante Nachbetreuung bereits heute realisieren könnten. Aktuell bilden die CNS-Tarife diese Leistungen jedoch nicht ausreichend ab und behindern so die Entwicklung effizienter Versorgungsstrukturen. Ihre Anpassung wäre ein entscheidender Schritt, um die gesundheitspolitischen Ziele tatsächlich umzusetzen.
Ein Schwerpunkt des Koalitionsvertrags liegt auch auf der Stärkung der Prävention, Gesundheitsförderung und mentalen Gesundheit. Hebammen leisten hier einen wichtigen Beitrag: durch kontinuierliche Betreuung, frühzeitige Aufklärung und gezielte Unterstützung während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Eine sichere und respektvolle Betreuung in dieser sensiblen Lebensphase wirkt präventiv auf die psychische Gesundheit und stärkt das Wohlbefinden von Frauen und Familien. Die ALSF betont daher, dass die Rolle der Hebammen in der nationalen Präventionsstrategie und in der Förderung der mentalen Gesundheit gestärkt und strukturell verankert werden sollte.
Die ALSF steht den zuständigen Institutionen und Entscheidungsträgern für einen konstruktiven Dialog bereit, um gemeinsam Lösungen für eine moderne, qualitativ hochwertige und familienorientierte Geburtshilfe zu entwickeln.
Investitionen in Hebammen und die Einbeziehung ihrer Expertise sind ein entscheidender Schritt zu einer gesunden Gesellschaft, denn am Anfang des Lebens werden die Weichen fĂĽr Gesundheit, Vertrauen und Wohlbefinden gestellt.
Kontakt: alsf@pt.lu