08/07/2022
Lumbale Spinalkanalstenose (LSS)
👉 Um bei einem Patienten von einer klinisch relevanten Lumbalkanalstenose (LSS) zu sprechen, müssen sowohl die charakteristische Zeichen und Symptome vorliegen als auch radiologisch bzw. anatomisch eine Verengung oder Stenosierung des lumbalen Spinalkanals zu beobachten sein. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18287604/)
🤕 Da viele Menschen mit einer radiologischen LSS diese Zeichen und Symptome einer LSS nicht aufweisen, ist der anatomische Befund einer Stenose zwar notwendig, aber nicht ausreichend, um eine klinisch relevante LSS zu diagnostizieren. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21156951/)
👉 Anatomische Stenosen können im zentralen Spinalkanal, im Bereich unter den Facettengelenken (subartikuläre- oder laterale Rezessusstenose) bzw. weiter lateral in den Neuroforamina auftreten (ABBILDUNG). Die erworbene degenerative Spinalkanalstenose ist die häufigste Form der anatomischen LSS. Sie geht meist auf eine Kombination aus Bandscheibenvorwölbung oder -vorfall bzw. eine Hypertrophie der osteoarthrotischen Facettengelenke bzw. eine Hypertrophie des Ligamentum flavum zurück. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18287604/)
📊 Die Prävalenz einer radiologischen LSS unter Verwendung qualitativer Kriterien bei asymptomatischen älteren Erwachsenen ab 55 Jahren wurde auf 21 % bis 30 % für mäßige Stenosen (Verringerung der normalen Querschnittsfläche des zentralen Spinalkanals zwischen einem und zwei Drittel, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18552677/) und 6 % bis 7 % für schwere Stenosen (Reduktion um mehr als 2/3, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18552677/) geschätzt. (https://content.iospress.com/articles/journal-of-back-and-musculoskeletal-rehabilitation/bmr00126)
👉 Diese Daten machen deutlich, dass eine zufällige röntgenologische LSS im MRT der Wirbelsäule bei asymptomatischen Patienten häufig anzutreffen ist. Gleichzeitig unterstreicht dies die Bedeutung der Anamnese und der körperlichen Untersuchung bei der Feststellung, ob die klinische Präsentation das klinische Bild einer LSS oder eine andere Diagnose widerspiegelt.
Bei Patienten mit Schmerzen in den unteren Extremitäten, die älter als 70 Jahre waren, war die Wahrscheinlichkeit für eine klinisch relevante LSS erhöht⬆ (Likelihood Ratio [LR], 2,0; 95% Konfidenzintervall [CI], 1,6-2,5) und bei Personen, die jünger als 60 Jahre waren, verringert ⬇ (LR, 0,40; 95% CI, 0,29-0,57).
Die nützlichsten Symptome zur Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für eine klinische LSS waren das Fehlen von Schmerzen beim Sitzen ⬆ (LR, 7,4; 95% CI, 1,9-30), die Verbesserung der Symptome beim Vorwärtsbeugen ⬆ (LR, 6,4; 95% CI, 4,1-9,9), das Vorhandensein von beidseitigen Gesäß- oder Beinschmerzen ⬆ (LR, 6,3; 95% CI, 3,1-13) und neurogene Claudicatio ⬆ (LR, 3,7; 95% CI, 2,9-4,8).
Das Fehlen einer neurogenen Claudicatio ⬇ (LR, 0,23; 95% CI, 0,17-0,31) verringerte die Wahrscheinlichkeit der Diagnose. Ein breitbasiger Gang ⬆ (LR, 13; 95% CI, 1,9-95) und ein abnormales Romberg-Testergebnis ⬆ (LR, 4,2; 95% CI, 1,4-13) erhöhten dagegen die Wahrscheinlichkeit für eine klinische LSS. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3260477/)