12/05/2024
Herr Pferd kann durchaus deutlich zeigen, was ihm passt und was nicht.
Und ich höre darauf.
Es ist ja seine einzige Möglichkeit, sich mir mitzuteilen.
Damals war es übrigens Prascend, das er nicht verträgt. Wir mussten es komplett absetzen, da jeder neue Versuch in Koliken endete.
Als dann Pergoquin auf den Markt kam, versuchten wir das und siehe da: Herr Pferd reagierte wunderbar darauf. Keine Nebenwirkungen, keine wiederkehrenden Infektionen mehr und wieder mehr Lebensfreude.
Nun gibt es hier kein Pergoquin also bekommt er compound pergolid. Funktioniert auch super.
Aber die Moral von der Geschicht:
Hör auf dein Pferd. Immer.
Eine Kolik hat viele Gesichter
Oder warum es wichtig ist, sein Pferd gut zu kennen.
Mein Schnuppi kolikte am WE. Das ist nun immer der ungünstigste Zeitpunkt, da meine Haustierärztin nicht jedes WE Notdienst hat.
Mein Pferd ist etwas speziell, was daran liegen mag, dass ich es auch besonders mag.
Meine Trainerin sagt: "er ist einfach anders, egal in welcher Hinsicht"
Meine Tierärztin sagt: "speziell"
Für mich ist er hauptsächlich besonders geliebt und die großartigste Pferdepersönlichkeit, die ich kenne.
Ich wünsche mir noch sehr, sehr viele Jahre mit ihm.
Er ist jedoch auch in seiner Krankheitsgeschichte speziell bzw. sind die Symptome anders, als man es erwarten würde.
Am Samstag holte ich ihn von der Weide und er wollte nicht mit. Meistens darf er mitreden, aber er wirkte etwas in sich gekehrter als sonst, so dass ich ihn mir genauer ansehen und gegebenenfalls auch mit etwas aufmuntern wollte, was er mag etwas Bodenarbeit zB. Mit Stangenbauten, die man vorsichtig auseinandernehmen oder Pylonen unter denen man nach Möhrchen suchen kann und dann Pylonenweitwurf machen kann - seine Paradedisziplin.
Außerdem bekommt er seit einigen Wochen eine Cushingtherapie (auch da, eher speziell von den Symptomen) und ich musste ihm sein Futter noch geben.
Leider waren viele Reiter unterwegs und so musste ich umplanen.
Neuer Plan: pad drauf und etwas Schritt, Seitengänge und Spanischer Schritt, denn das kommt auf seiner Lieblingsskala gleich nach Sachen untersuchen.
Gesagt getan. Pad drauf, ich drauf, Herr Pferd nimmt den Popo hoch, meine Beine kommen dran, Herr Pferd bockt energischer, denn scheinbar hab ich den dezenten Hinweis nicht verstanden. Wir machen ein paar Schritte und ich gleite von seinem Rücken. Pad ab, Rücken befühlt, Rücken unempfindlich. Ich möchte zur Bande um das Pad abzulegen, damit ich ihn einmal abstreichen kann. Herr Pferd jedoch möchte sich nicht bewegen.
Also, ohne ihn zur Bande, als ich an ihm entlang gehe, gehen die Ohren zurück und er guckt etwas griesgrämiger als ich ihn berühre. Beide Seiten gleiches Bild. Er macht auch einen Mini-Ausfallschritt, als ich meine Hand nach ihm ausstrecke.
Ich bitte jemanden, mein Pferd zu halten und hole Nux Vomica und ein Handy um den TA anzurufen. Er leckt sie von meiner Hand und wir spazieren mit vielen Unterbrechungen in der Halle.
In einer halben Stunde soll eine Tierärztin von der Klinik bei uns sein. In der Zeit beginnt er etwas zu lecken, gähnt einmal, äppelt 3 mal, interessiert sich nicht für Äppelhaufen, dann doch und flehmt direkt im Anschluss. Scheiße, denk ich. Dann höre ich die Darmgeräusche, laut, sehr laut.
Die Tierärztin kommt, untersucht, sagt Kolik und spritzt Schmerzmittel und Krampflöser.
Ich soll weiter mit ihm gehen und wieder anrufen, wenn es in 1 Stunde nicht deutlich besser ist.
Es ist besser. Er schläft in der Box und darf am nächsten Morgen zurück zu den Kumpels.
Wie es sich für eine nette stallgemeinschaft gehört, achtet jeder auf ihn und schickt mir Fotos vom fressenden oder saufenden Herrn Pferd.
Ich fahre 3 mal hin, sehe ist nicht so wie sonst. Ich darf seinen Bauch anfassen, es ist noch etwas lauter, aber nicht übermäßig. Bei Besuch Nr 3 rufe ich wieder in der Klinik an. Diesmal müssen wir länger warten.
TA will Fieber messen, doch sie hat noch nicht richtig hallo gesagt. Und nur wer Schnuppi respektvoll behandelt, wird von ihm geduldet.
Ich kann das verstehen. Ich möchte auch nicht von jemanden untersucht werden, der sich mir nicht vorgestellt hat. Er äußert seinen Unmut dann auch mal deutlich.
Kurz die TÄ gebeten die Begrüßung zu wiederholen. Die war überrascht, schließlich hat sie hallo Pferd gesagt und ihm im vorbeigehen die Hand hingehalten und meinte, dass sie sich nicht vorstellen könnte, dass sich was ändern würde, wenn sie ihm das Thermometer zeigt und ihn nochmal an der Hand schnuppern lässt.
Da auch ich dazu lerne, sagte ich: machen Sie es einfach.
Zum Glück tat sie es.
Und siehe da, das Pferd stand und zuckte nicht mit der Wimper während er das Fiebermessen und die Untersuchung über sich ergehen ließ.
Leider war es schlimmer als gestern.
Nun war klar, es gilt rauszufinden, wodurch die Koliken ausgelöst wurden. Vielleicht das Cushingmittel, vielleicht Magengeschwür oder was ganz anderes.
Heute kam unsere Haustierärztin und sagte: tja, er ist halt speziell. Gut, dass du nach ihm siehst. Sonst wird man nicht erkennen, ob er etwas hat.
Noch ist es unklar. Es geht ihm besser, aber noch nicht gut.
Cushingmedi ist abgesetzt, wir warten auf die Laborbefunde und machen erstmal therapeutische Diagnostik in Sachen Magengeschwür.
Langer Rede kurzer Sinn:
Nicht jedes Pferd zeigt typische Koliksymptome und zeigt seine Schmerzen für jeden erkennbar.
Insbesondere die ganzen Robustrassen sind sehr hart im Nehmen, bis es fast zu spät ist.
Ich hoffe, das ist insbesondere den Isi-Liebhabern deutlich bewusst.