03/01/2020
Ich habe Rücken …
Fast jeder kennt das und hat schon mindestens einmal im Leben mit diesem Problem Bekanntschaft gemacht. Sogar fast jeder Dritte in Deutschland leidet öfter oder häufig unter Rückenbeschwerden. Aber wie sind Rücken- oder Kreuzschmerzen eigentlich definiert und kann man genaue Aussagen über die Ursachen machen?
Von der lokalen Zuordnung reden wir von Beschwerden unterhalb des Rippenbogens und oberhalb der Gesäßfalte. Anatomisch betrachtet kommen als verursachende Strukturen damit die LWS, das Iliosakralgelenk (ISG) und das Hüftgelenk in Frage unter Einbeziehung der umgebenden Strukturen. Wie Fontane sagen würde: „ein weites Feld“.
Leider ist die ärztliche Diagnostik in diesem Zusammenhang sehr einseitig. Kaum ein Orthopäde macht heute noch eine dezidierte klinische Untersuchung und verlässt sich lieber auf die bildgebenden Verfahren, die zur Verfügung stehen. Da werden schnell hunderte von Euros für Röntgen, CT und MRT verballert.
Nun könnte man argumentieren, dass diese Ausgaben ihre Berechtigung haben, weil damit die tatsächliche Ursache für die Rückenbeschwerden zweifelsfrei festgestellt werden kann. Leider ist das nur in den seltensten Fällen so. Eine Irritation der Nervenwurzeln in der LWS, die eine Ischialgie auslöst, ist häufig nicht nachweisbar. Das ISG ist in den genannten Verfahren überhaupt nicht beurteilbar. Eine Arthrose im Hüftgelenk ist zwar gut darstellbar, die Zuordnung von Rücken- und Gesäßschmerzen ist aber schwer herzustellen.
Das wichtigste Kriterium, warum dieser Weg der Diagnostik aber völlig unzureichend ist, ist die Tatsache, dass die Strukturen, die in über 80 % der Fälle für die Beschwerden verantwortlich sind, einfach übersehen werden. Damit sind die Muskeln und Faszien gemeint, die die Region umgeben und umspannen. Sie werden schlicht und ergreifend von den genannten Verfahren nicht erfasst.
Das ist in zweierlei Hinsicht fatal. Zum einen kann die eindimensionale Sicht schnell zu invasiven Eingriffen führen, die bei gründlicher Diagnostik unnötig gewesen wären. Risiken und Nebenwirkungen eingeschlossen. Zum anderen wird die Chance vertan, die Beschwerden mit relativ einfachen, kostengünstigen und nebenwirkungsfreien Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Und das dauerhaft mit der nötigen Konsequenz der Betroffenen.
Was mit dem myofaszialen System durch Fehlbeanspruchungen warum passiert, welche Rolle Schmerz in diesem Prozess spielt und was du selbst tun kannst, wenn du Rücken- oder Gesäßprobleme hast, erfährst du im nächsten Beitrag.
Bis dahin, bleib gesund!